Russlands globale Ambitionen. Anspruch und Wirklichkeit
Die regelbasierte Weltordnung ist spätestens seit der Vollinvasion Russlands in die Ukraine aus den Fugen geraten, was große Teile der deutschen Öffentlichkeit sehr verunsichert hat. Zwar sind unter dem Eindruck dieser Entwicklung inzwischen zahlreiche einschlägige Publikationen erschienen. Diese analysieren das außenpolitische Geschehen jedoch zumeist nur für die postsowjetische Periode. Aus zeithistorischer Sicht greifen solche Ansätze jedoch zu kurz. Putins Bemühungen um eine neue Weltordnung lassen sich erst in einer weiter zurückreichenden Perspektive besser einordnen. Hier setzt das Publikationsvorhaben an, das in dieser Form ein Forschungsdesiderat aufgreift. Die Studie beginnt mit der Oktoberrevolution unter Lenin im Jahr 1917 und zeigt die damit einhergehende grundlegend neue Qualität des globalen russischen Machtanspruchs und Sendungsbewusstseins auf. Dieser Prozess verlief keinesfalls linear, sondern war erheblichen epochalen Zäsuren, Schwankungen, regionalen Vorlieben und Eigendynamiken unterworfen. Gerade darüber soll die auf eine longue durée ausgelegte Synthese Erklärungen liefern. Darüber hinaus soll beleuchtet werden, inwieweit Russlands Außen- und Weltpolitik nach 1991 noch ein sowjetisches Erbe innewohnt oder ob bei der Suche nach einer neuen postkommunistischen Identität andere Konzepte und Ideen wegweisend waren. Die geplante Publikation, die im Rowohlt Verlag Hamburg erscheinen wird, richtet sich nicht nur an eine akademische Community. Sie soll auch eine breitere, zeitgeschichtlich interessierte Öffentlichkeit für das von der sowjetischen bzw. russischen Außenpolitik ausgehende Bedrohungspotenzial sensibilisieren.