Willy Brandt und Michail Gorbatschow. Bemühungen um eine zweite "neue Ostpolitik", 1985–1990

Prof. Dr. Stefan Creuzberger

Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition und dem Regierungswechsel von 1982 ver­folg­ten führende Sozialdemokraten die Absicht, aus der Opposition heraus eine eigene Deutsch­land- und Außenpolitik zu gestalten. Durch sie sollten die Errungenschaften der »Neuen Ost­po­litik« seit den späten 1960er-Jahren bewahrt werden. Dabei konnte die SPD-Führung um Willy Brandt nicht nur auf alte Verbindungen über Parteikanäle nach Moskau bauen, sondern ebenso auf langjährige persönliche Kontakte. Bereits die erste Begegnung Brandts mit dem 1985 gewählten neuen Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, Michail Gorbat­schow, war gekennzeichnet von Aufgeschlossenheit, Sympathie und Wertschätzung. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine enge Verbundenheit.

Im Mittelpunkt der Publikation stehen die Entstehung und die historischen Hintergründe der persönlichen Freundschaft zwischen den beiden Staatsmännern Brandt und Gorbatschow. Anhand neu freigegebener Dokumente wird dabei auf die Leistungen, aber auch auf die Grenzen der sozialdemokratischen »Nebenaußenpolitik« in den 1980-er Jahren verwiesen.