Mecklenburg-Vorpommern und seine Soldaten nach 1945. Ein Zeitzeugen-Projekt
Michael Jürgens und Dr. Fred Mrotzek
Das Projekt
Mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht endete die Nazidiktatur endgültig. In militärischer Hinsicht war das Jahr 1945 tatsächlich eine Stunde Null. Spätestens ab August 1946 wurden die letzten Strukturen der Wehrmacht durch Beschlüsse des Alliierten Kontrollrats aufgelöst. Trotzdem stand Militärpersonal für den späteren Neuaufbau zur Verfügung. Mit dem Beginn des Kalten Krieges trieben die Alliierten Siegermächte die Wiederbewaffnung beider Teile Deutschlands voran. Ab Mitte der 1950er-Jahre standen sich mit der Nationalen Volksarmee (NVA) und der Bundeswehr zwei deutsche Armeen gegenüber, die in unterschiedliche militärische Bündnisse eingebunden waren. Mit der Friedlichen Revolution änderte sich die gesamtgesellschaftliche Situation grundlegend. Nach den ersten demokratischen Volkskammerwahlen am 18. März 1990 wurde schnell deutlich, dass in einem vereinten Deutschland nur eine Armee, die Bundeswehr, existieren kann. Das bedeutete für die Berufssoldaten der NVA nicht nur eine ideologisch empfundene Niederlage, sondern oft auch schmerzhafte persönliche Karrierebrüche, verbunden mit sich verändernden beruflichen Perspektiven. Ein Teil von ihnen wurde von der Bundeswehr übernommen. Parallel dazu hatten die politisch Verantwortlichen seinerzeit entschieden, neue militärische Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern aufzubauen. Und so fanden damit auch vermehrt Soldaten aus den westlichen Bundesländern eine neue Heimat in Mecklenburg-Vorpommern. In diesem Oral-History-Projekt kommen Zeitzeugen zu Wort, die diesen Prozess miterlebt und gestaltet haben. Neben dem wissenschaftlich aufbereitetem Interview-Material werden auch unterschiedliche historische Quellen digital zur Verfügung gestellt und regelmäßig ergänzt und erweitert.
Die Methode
Hans Rothfels bezeichnete in seinem programmatischen Artikel, der die „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ 1953 eröffnete, die Befragung von Zeitzeugen als „Wünschelrute des Hervorlockens“. Im Mittelpunkt des Projektes stehen zeitgeschichtliche Erinnerungsinterviews mit Berufssoldaten, die seit 1945 auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gedient haben. Dieser Personenkreis umfasst Angehörige der Bundeswehr sowie der NVA und Soldaten, die beiden Armeen angehört haben. In der Phase der Kontaktaufnahme werden die Ziele und der Ablauf der Befragung vorgestellt. Darauf folgt das eigentliche Zeitzeugengespräch, in dem der Soldat in chronologischer Reihenfolge über sein Leben berichtet. Für die bessere Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews sind die Gespräche durch Fragen strukturiert. Gezielt wird nach Erlebnissen, Gedanken, Erfahrungen sowie auch nach Motivationen, Empfindungen und politischen Einstellungen gefragt. Das Gespräch wird digital aufgezeichnet und dann verschriftlicht. In der letzten Phase prüft der Interviewte das Gesprächsprotokoll und stimmt der wissenschaftlichen Verwendung zu. Abschließend werden private Dokumente gesichtet und nach Möglichkeit gesichert.
Die Präsentation
Jeder Zeitzeuge erhält eine eigene Rubrik, die eine Kurzvorstellung der Person sowie das Interview und die zur Verfügung gestellten privaten historischen Quellen enthält. Darüber hinaus werden historische Dokumente und Bilder, die den Zeitzeugen nicht zugeordnet werden dürfen, gesondert aufgeführt. Die Rubik Audio/Video beinhaltet private historische Aufnahmen aber auch Videoaufzeichnungen von Interviews mit ehemaligen Soldaten.