Zusammenfassung einer Tonaufnahme eines Gefechtsschießen Flugabwehrraketensystem S 200 / SA 5

Übung „Elbe 88“ im August 1988

Im Rahmen des Projekts der Universität Rostock „Militärgeschichte in Mecklenburg-Vorpommern nach 1945“ wird in der nebenstehenden Datei eine zusammengefasste Audioaufnahme eines Gefechtsschießens des sowjetischen Flugabwehrraketensystems S-200, amerikanische Bezeichnung SA-5, abgebildet.

Das Waffensystem war von 1984 bis 1991 bei der Nationalen Volksarmee der DDR in der Feuerstellung Gubkow mit Kaserne in Prangendorf/Cammin im Landkreis Rostock stationiert. Eine zweiter Stationierungsort für S-200/SA-5 befand sich im Raum Gransee/Zehdenick in Brandenburg. Eine Stationierung in der Nähe von Apolda in Thüringen wurde nicht mehr vollendet. Das Flugabwehrraketensystem S-200/SA-5 wurde in der Zeit des Kalten Krieges als Abschreckung und Bedrohung von Flugzeugen wie z.B. des fliegenden Gefechtstands der NATO (AWACS) und gegen hoch- und schnell fliegende Ziele vom Typ SR-71 eingesetzt.

Die durchgeführten realen Gefechtsschießen in der Region Ashuluk im Wolgagebiet Russlands an der Grenze zu Kasachstan entsprachen im Ansatz diesem Szenario.

Die dargestellten historischen Tonaufnahmen aus dem Jahr 1988 beschränken sich für eine bessere Verständlichkeit auf wesentliche entscheidende Szenen und sind dementsprechend gekürzt. Real dauerte so ein Gefechtsschießen mehrere Stunden und auch das dann eigentliche Schießen umfasste immer noch einen Zeitraum von bis zu zwanzig Minuten.

Die Gefechtsschießen in der damaligen Sowjetunion wurden von sowjetischen Instrukteuren begleitet und bewertet. Zu hören sind Tonaufnahmen aus der Kabine K-2, der Feuerleitkabine des Ersten Feuerkanals. Die in Klammern fett hervorgehobenen Anmerkungen verweisen auf die in der Audio-Datei zu hörenden Kommandos und Meldungen. Das Waffensystem S-200/SA-5 wurde geführt von der Kabine K-9 in der alle erforderlichen Daten über anfliegende Luftfahrzeuge (von eigenen Aufklärungsmitteln oder über automatisierte Systeme aus externen Quellen) zusammengefasst und dargestellt worden. Aus den vorliegenden Informationen wurden Bekämpfungsaufträge („Zielzuweisung“) für die (in der NVA Zwei, möglich bis zu Fünf) Feuerleitkabinen generiert. 

Die Feuerleitkabinen K-2 steuern das Feuerleitradar und über die Kabine K-3 die zum Start vorbereiteten Lenkflugkörper. Die Besonderheiten des Schießens 1988 bestanden im Auftreten elektromagnetischer Störungen („Rauschstörungen, geschwindigkeitsabweichende Störungen“), die die Arbeit der Kampfbesatzungen extrem erschwerten. Zu hören ist die Bekämpfung eines Luftzieles, das das Flugverhalten des fliegenden Gefechtsstandes der NATO (AWACS) abbildet. Dies ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass kein direkter Anflug auf die Feuerstellung S-200/SA-5 stattfindet, sondern dass das Flugzeug sich in einer Flugzone (Kreis oder Ellipse) bewegt. Die dadurch entstehenden Wechsel zwischen Anflug und Abflug stellen für die Besatzung eine zusätzliche Herausforderung dar. („Abriss automatische Begleitung“; „Geschwindigkeitsmanöver“; „Prolongation“; „Sektorsuche 4x4“).

Mit dem Auftrag zur Zielbekämpfung wurde von der Besatzung der Kabine K-2 mithilfe des Feuerleitradars („Volle Leistung“) das zugewiesene Ziel aufgefasst. War dies erfolgreich („Ziel“) und Meldung an die K-9 („Ziel aufgefasst …“), erfolgte von dieser der Befehl zur Bekämpfung („Erste, Ziel vernichten mit …“). Parallel dazu oder auch schon vorher musste die Flugabwehrrakete in die Starbereitschaft überführt werden („Rakete in Vorbereitung“). In der Kabine K 2 wurde dann der Start der Flugabwehrrakete durchgeführt („Erste, Start“). Nach erfolgtem Start wurde die Begleitung des Zieles durch die Flugabwehrrakete gemeldet („Erste, erfasst, gelenkt“). Im weiteren Verlauf wurde das Flugverhalten der Rakete beobachtet (abhängig von der Entfernung bis zu 2-3 Minuten) und die ununterbrochene Begleitung des Flugzieles durch das Feuerleitradar realisiert. Mit Erreichen des errechneten Treffpunktes („Achtung Treffpunkt“) wurde die Detonation der Rakete und das Ergebnis des Schießens beobachtet. In diesem speziellen Schießen war die Gesamtaufgabe für das Waffensystem S-200/SA-5 noch nicht erfüllt. Der zweite Kanal hatte noch nicht geschossen. Das Zeitfenster für die Schießen war eng und die russischen Instrukteure/Bewerter drängten auf einen schnellen Wechsel zum zweiten Ziel und Unterstützung des anderen Feuerkanals. Die üblichen gegenseitigen Glückwünsche und Jubelausbrüche mussten entfallen.

Durch zusätzliche, nicht zum eigentlichen Bekämpfungsablauf des Schießens gehörende Sequenzen durch den Kommandeur („Was macht ihr mit der Zielzuweisung?“; „Ihr müsst die Störungen zurückdrehen“) wird die große Anspannung deutlich, der die jeweiligen Besatzungen in dieser Phase unterliegen.