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„Der Fall Arno Esch“ – Rostocker Zeithistoriker legt Online-Edition vor

Dr. Fred Mrotzek, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der „Forschungs- und Dokumen­ta­tions­stel­le des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland“, hat erstmals sowjetische Geheimdienstdokumente zum „Fall Arno Esch“ erschlossen und nun als Online-Edition vorgelegt.

Der Student Arno Esch besitzt für die Universität Rostock eine hohe identitätsstiftende Funktion und wurde nach 1990 zum Symbol ihres demokratischen Erneuerungsprozesses. Esch hatte sich aktiv gegen die SED gestellt und wurde kurz nach der Gründung der DDR im Oktober 1949 von der sowjetischen Staatssicherheit verhaftet. Seine Hinrichtung am 24. Juli 1951 in Moskau jährt sich im nächsten Jahr zum 70. Mal. An der Forschungsstelle wurden die vor einigen Jahren im Stasi-Archiv gefundenen Akten übersetzt, digitalisiert und bearbeitet. Ein erster Teil davon ist ab sofort online zugänglich. Die Veröffentlichung dokumentiert die letzten Lebensmonate von Arno Esch. Mit der Verhaftung am 18. Oktober 1949, seiner Überführung in das NKWD-Gefängnis am Schweriner Demmlerplatz und den Verhören bis zum 28. April 1950 beginnt die Edition. Bis Mitte Dezember 2020 werden die Unterlagen des zeitgleich verhafteten Friedrich-Franz Wieses digital bereitgestellt. Am 6. Februar 2021, dem 93. Geburtstag Eschs, sollen die Beweismittel, die man bei der Durchsuchung seiner Wohnung gefunden hat, veröffentlicht werden. Arno Esch wurde in einem Prozess vom 18. bis 20. Juli 1950 in Schwerin zum Tode verurteilt. Danach überstellte man ihn nach Moskau. Dort musste er nach der Revision des Urteils eine zweite Verhandlung über sich ergehen lassen, an deren Ende abermals am 26. Mai 1951 die Todesstrafe verhängt wurde. Der 70. Jahrestag des zweiten Prozesses gegen Esch bildet 2021 den Anlass, die einschlägigen Prozessakten online zu stellen. Die Edition endet am 24. Juli 2021, dem Tag der Hinrichtung. Das gibt abschließend Gelegenheit, die Nachgeschichte über den „Fall Arno Esch“ zu dokumentieren.

Die russischsprachigen Faksimiles und deren deutsche Übersetzung sind erstmals abrufbar unter: www.dokumentationsstelle.uni-rostock.de/publikationen/online-edition-arno-esch/online-edition-arno-esch.

Kontakt:
Dr. Fred Mrotzek
Forschungs- und Dokumentationsstelle des
Landes Mecklenburg-Vorpommern
zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland
Neuer Markt 3
18055 Rostock
Tel. +49 381 498-2714
E-Mail: fred.mrotzekuni-rostockde


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